Datum: 07. März 2019

She works hard – Austausch zwischen Kunst und Politik

Am 5. März 2019 lud Claudia Maicher, Sprecherin für Kultur der GRÜNEN- Landtagsfraktion, ins Luru Kino Leipzig zu Film und Gespräch über Zukunftsperspektiven von Künstlerinnen.
Der Abend im Vorfeld des Internationalen Frauentags war der Situation von Künstlerinnen gewidmet und bestand aus Film, Diskussion und anschließenden Gesprächen. Der Kinoraum auf dem Leipziger Spinnereigelände war gefüllt und vor allem Kunstschaffende waren gekommen. Zunächst wurde der inszenierte Dokumentarfilm ‚She works hard‘ in Anwesenheit der Filmemacherin Kathrin Lemcke gezeigt. Sie ist Absolventin der Burg Giebichenstein, hat die Masterclass der werkleitz Gesellschaft besucht und ist Mitglied der Filminitiative FILZ.
In ihrem Film kommen verschiedene Kreativschaffende um einen Lichttisch zusammen, entwerfen einen gemeinschaftlich genutzten Raum und sprechen über ihre Vorstellungen zu Organisationsformen und Synergieeffekten. Der entfremdeten Arbeit wird ein Konzept entgegengesetzt, bei der Menschen Selbstwirksamkeit erleben. Der Film setzt in der Utopie an, in der es weder Geld noch Diskriminierung gibt. Wenn dies auch mitunter an die Grenzen des Vorstellbaren führt, wie auch die anschließende Diskussion zeigte, so ließen sich auch Ideen für konkretes Handeln in der Realität entwickeln.
Denn im Hier und Jetzt sieht es noch wenig rosig aus: In allen Berufsklassen verdienen Frauen in Deutschland weniger als Männer. Der "Gender Pay Gap" beträgt in Frauenberufen knapp 27 Prozent, in sog. Männerberufen 13 Prozent (jeweils unbereinigt). Im Kunstbereich liegt das durchschnittliche Jahreseinkommen von Frauen bei 8.390 Euro und damit sogar 28 Prozent unter dem der männlichen Kollegen (11.662 Euro). Die Rentenerwartung ist demzufolge gering.
Der bereinigte "Gender Pay Gap" in allen Berufen zeigt, dass Frauen unter der Voraussetzung vergleichbarer Tätigkeit und gleicher Qualifikation pro Stunde 2–7 Prozent weniger als Männer verdienen. Eine Studie ergab, dass bei schriftlichen Bewerbungen Menschen mit männlichen Vornamen für kompetenter gehalten wurden. Eine andere kam zum Ergebnis, dass Frauen bei der Frage, was sie als angemessenen Lohn für ihre Arbeit empfinden, rund ein Viertel unter dem lagen, was Männer für sich als gerecht angesehen hatten.

Künstlerinnen sind in Ausstellungen und Sammlungen, aber auch in leitenden Funktionen deutlich unterrepräsentiert. Was Künstlerinnen selbst tun können, wurde im lebhaften Gespräch zwischen Kathrin Lemcke, Claudia Maicher und dem Publikum erörtert. Gelungene Beispiele der Eigeninitiative wie Pro Quote Film oder das Malerinnennetzwerk Leipzig-Berlin wurden angeführt. Networking, Lobbyarbeit, Empowerment, Weiterbildung und solidarisches, offenes Miteinander gehören zu den Stichworten.
Es wurde aber auch angesprochen, dass das allein nicht hilft und politische Weichenstellungen nötig sind. Steigende Mieten betreffen Kunstschaffende oft doppelt. In öffentlichen Einrichtungen ist weder ein Ausstellungshonorar vorgeschrieben noch die Frage der Meldung bei der VG Bild-Kunst für alle Kunstschaffenden zufriedenstellend geklärt. Altersgrenzen für Stipendien sind oft zu niedrig, Aufenthaltsstipendien nur in wenigen Fällen mit Familie möglich.
Die GRÜNE-Landtagsfraktion Sachsen setzt sich für die Stärkung von Frauen in der Kunst- und Kulturförderung, eine Erhöhung des Frauenanteils an Kunsthochschulen, in Jurys und den Gremien der staatlichen Kulturförderung, Ausstellungsbeteiligungen sowie für eine Unterstützung von Vernetzung und Beratung ein. Als Abgeordnete für Kultur wünscht sich Claudia Maicher, dass Akteurinnen und Akteure der Kulturszene aktiv an Parlamentarierinnen und Parlamentarier herantreten.

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