LANDWIRTSCHAFT – Wie kann es gehen? in Dresden
Landwirtschaft im Einklang mit Ökologie, Gesellschaft und Ökonomie – Die Botschaft unserer Landwirtschaftsveranstaltung lautet: Es geht, wenn man gemeinsam will.
Mit der Veranstaltung "LANDWIRTSCHAFT – Wie kann es gehen?" brachte Wolfram Günther, Fraktionsvorsitzender und agrarpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion am 23. März Wissenschaftler, Praktiker und Berufsstand an einen Tisch.
Als Einstieg in das Thema unserer Landwirtschaftstagung kritisierte Prof. Heißenhuber, Agrarökonom von der TU München, vor allem die aktuelle Förderpolitik der EU. Die verfehle ihre eigenen Ziele, indem Direktzahlungen weder auf die Bedürftigkeit der Landwirte, noch gezielt an anderen Leistungen ausgerichtet sind. Im Moment würde eine Landwirtschaft subventioniert, die hohe externe Folgekosten mit bis zu 300 Euro pro Hektar verursache. „Ein ‚Weiter so!‘ ist keine Option,“ so Heißenhuber. Strategien zur Umsetzung einer gesellschaftlich akzeptierten Wirtschaftsweise seien notwendig. Dazu gehören neben der Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards bei Umwelt-, Klima- und Tierschutz sowie im sozialen Bereich vor allem die Vermeidung von Dumping. Die Politik hätte hier drei Aufgaben zu erfüllen: 1. die Festlegung und Fortschreibung der Mindeststandards, als sogenannte „rote Linie“, 2. für die Einhaltung der gesetzlichen Regeln zu sorgen und 3. ein Konzept zur Honorierung von Gemeinwohlleistungen zu erstellen.
Prof. Schmidtke, Fachgebiet Ökologischer Landbau und Prorektor für Forschung und Entwicklung an der HTW Dresden, stellte kurz die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Thünen-Instituts vor, nach der die ökologische Landwirtschaft vielfältige gesellschaftliche Leistungen erbringt und zu Recht als eine Schlüsseltechnologie auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit gilt. Es gibt im Ökolandbau im Vergleich zu konventionellen Betrieben beispielsweise wesentlich mehr Biodiversität durch die Ackerbegleitflora, nachweisliche weniger Nitratauswaschung und fast die doppelte Biomasse an Regenwürmern im Boden. Der Gewinn je Arbeitskraft ist derzeit in den ökologischen Betrieben sogar höher als bei vergleichbaren konventionellen Betrieben. Um den Ökolandbau weiter voranzubringen, sollte nach Meinung Prof. Schmidtkes mehr Geld in die Entwicklung gesteckt werden: „Wir brauchen hier mehr Forschung und Entwicklung mit den Praktikern zusammen. Es wird noch zu viel Geld für Subventionen und die Überwachung dieser ausgegeben. Das ist fehlinvestiert. Wir brauchen das Geld für die Weiterentwicklung der Systeme. Der Ökolandbau muss innovativ weiterentwickelt werden – für mehr Artenschutz, Biodiversität und letztlich auch Attraktivität des Ökolandbaus.“ So wird beispielsweise gerade eine Robotertechnologie entwickelt, bei der die verschiedenen Unkrautarten erkannt und dann nicht immer zwingend auch alle Arten entfernt werden müssen.
Der Biolandwirt und Naturschützer Kai Pönitz gab einen Einblick in die Bewirtschaftungsweise seines Betriebes und setzte die Messlatte bei dem Thema, wie man Naturschutz im Landwirtschaftsbetrieb integrieren kann, besonders hoch. Von einer Pflanzenart profitieren laut Pönitz etwa 20 wildlebende Tierarten. Auf seinen Grünlandflächen sind bis zu 100 Pflanzenarten zu finden.
Die anschließende Podiumsdiskussion war mit Prof. Heißenhuber als Vertreter der Wissenschaft, Gerhard Förster, Vizepräsident des Sächsischer Landesbauernverband e.V. als Vertreter des Berufsstandes sowie als Praktiker Danilo Braun von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V., Jan Gumpert, Vorstandsvorsitzender Agrargenossenschaft-Agraset eG und Kai Pönitz, Biolandwirt und Naturschützer aus Seifersdorf/Mittelsachsen, vielseitig besetzt.
Im Ergebnis herrschte Einigkeit, dass (1) bestehende Regeln streng einzuhalten und wirksam staatlich zu überwachen sind. Weiter müssen (2) darüber hinaus erbrachte Mehrleistungen durch öffentliche Leistungen honoriert und die gesamte Agrarförderung genau dahin umgebaut werden. (3) Echte regionale Erzeuger-, Veredelungs- und Vermarktungkreisläufe sollen nachhaltig ausgebaut werden, wobei hier bereits eine wachsende Nachfrage festzustellen ist. (4) Umwelt- und Ernährungsbildung müssen von Klein auf erfolgen und insgesamt die gesellschaftliche Wertschätzung für Qualität und landwirtschaftliche Leistungen vorangetrieben werden. (5) Die Aus- und Fortbildung der Landwirtinnen und Landwirte sollen weg vom Primat der Erzeugung hin zu einem ganzheitlichen Ansatz verändert und intensiviert werden. (6) Forschung und Beratung sind dazu auszuweiten. (7) Zudem sollen Probleme etwa bei Spekulation mit Land, monopol- oder oligopolartigen Stellungen von Handel oder Molkereien angegangen und die Stellung verantwortlicher Landeigentümer gestärkt werden.
Wir haben viele Übereinstimmungen und müssen nun Wege suchen, immer unter dem Tenor, dass es nur zusammen gehen kann.
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