Datum: 30. August 2017

Was kann und sollte in einem Lehrerbildungsgesetz geregelt sein – Fachgespräch zum GRÜNEN Gesetzentwurf

Zum abschließenden Fachgespräch der Veranstaltungsreihe zum GRÜNEN Gesetzentwurf des Lehrerbildungsgesetzes hatte die GRÜNE-Landtagsfraktion Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Lehrerverbände, des Landesschülerrates, des Landeselternrates und des Projektes der „Begleiteten Berufseinstiegsphase“ am 22. August nach Dresden eingeladen.
 
Die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Petra Zais, stellte den Gästen zu Beginn noch einmal die wesentlichen Inhalte des Gesetzentwurfs vor. Anschließend wurden diese eingehend und sehr sachlich diskutiert.
 
Ein Thema waren die unterschiedlichen Ausbildungslängen. Diese können fachlich nicht begründet werden und sollten angeglichen werden. Hier waren sich die anwesenden Gäste weitgehend einig.
Das Bachelor/Master-System wurde kontrovers diskutiert, vor allem mit Blick auf die in den vergangenen Jahren schon mehrfach erfolgten Umstellungen.
 
Breiten Raum nahm die Diskussion zum Praxisumfang im Studium ein. Das Mehr an Praxis, wie es der Entwurf vorsieht, verlangt von den Schulen zusätzliche Ressourcen ab, die aktuell nicht vorhanden sind. Die derzeitigen Praxisanteile mit Blockpraktika und Schulpraktischen Übungen sind unterschiedlich hilfreich. Die Reflexion und die wissenschaftliche Betreuung sollten viel stärker im Fokus stehen. Vor allem das Blockpraktikum A bekam schlechte Noten. Ein bloßes Hospitieren ohne Reflexion ist wenig hilfreich. Die Betreuung durch die Hochschule und eine kritische Reflexion der Praktika hat auf jeden Fall noch viel Luft nach oben. Die Verantwortung für die Praktika sollte bei den Hochschulen liegen, nicht bei den Studierenden. Auch ist es für die Studierenden nicht immer einfach, eine Schule für ihr Praktikum zu finden. Für das Blockpraktikum und die Schulpraktischen Übungen müssen die Studierenden in Eigenregie Schulen finden, an denen sie diese Praktika absolvieren können. Dies kann zu einem nervenaufreibendem „Klinkenputzen“ werden.
 
Ein Punkt, der mehrmals zur Sprache kam, war die Rolle der Sächsischen Bildungsagentur bei der Gewinnung, Betreuung und Beratung von Lehrerinnen und Lehrern. Das Wort „Bittsteller“ war nicht nur einmal zu hören und spiegelte das Gefühl wider, welches Lehramtsstudierende immer wieder haben, wenn sie ihre Rolle im Bezug auf die Sächsische Bildungsagentur beschreiben sollen. Ein fatales Urteil des zukünftigen Lehrernachwuchses in der aktuellen Misere. Hier muss sich nach Meinung der meisten Anwesenden grundsätzlich etwas ändern. Ob es am mangelnden Servicegedanken oder an fehlenden personellen Ressourcen in der Sächsischen Bildungsagentur liegt: Auf jeden Fall fühlen sich viele angehenden Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen wenig wertgeschätzt und willkommen. Die Wertschätzung des Lehrerberufs insgesamt sollte eine wichtige Aufgabe zur Attraktivitätssteigerung des Berufes sein.
 
Gelobt wurde die im Gesetzentwurf enthaltende verbindliche Verpflichtung für ein Aufbaustudium für Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger.
 
Die Zentren für Lehrerbildung sollten die zentrale Rolle in der Lehramtsausbildung übernehmen. In den Zentren sollten alle Fragen zur Organisation und zur Koordination von Studium und Praxis zusammenlaufen. Einhellige Meinung war, die Zentren für Lehrerbildung zu stärken und weiter auszubauen.
 
Die Lehramtsausbildung sollte stärker in die Fläche gehen. Auch sollte die Studienorganisation hinterfragt werden. Bisher sind Lehramtsstudierende eher „Beifang“ in Fachwissenschaften. Inhalte und Prüfungen werden an den Fach-Fakultäten für Lehramtsstudierende nicht differenziert. Der Mangel an Lehrerinnen und Lehrern in MINT-Fächern kann unter anderem auch darauf zurückgeführt werden. Die sehr anspruchsvollen Prüfungen in den Fachwissenschaften werden für viele Studierende zu Stolpersteinen, die nicht oder nur sehr schwer übersprungen werden können. Dies sollte dringend auf den Prüfstand kommen.
 
Das Modell der Schulstufen wurde insgesamt positiv gesehen, auch wenn es einzelne kritische Stimmen gab. Lehrerinnen und Lehrer entscheiden sich nach Meinung der Lehrerverbände bewusst für eine bestimmte Schulart. Allerdings konnte nicht mehr ausführlich diskutiert werden, welches die Hauptgründe sind, sich für oder gegen eine bestimmte Schulart zu entscheiden. Bisher ist es noch oft so, dass Studierende die Schulart als Studium wählen, in der sie auch selbst ausgebildet wurden.
 
Berufsbildende Schule haben es besonders schwer, neue Lehrkräfte zu finden. Ein Vorschlag war, schon in den beruflichen Gymnasien nach geeigneten Schülerinnen und Schülern zu schauen, die das Interesse und die Fähigkeiten mitbringen, später ein Lehramtsstudium für berufsbildende Schulen aufzunehmen.
 
Die in dieser Veranstaltung gegebenen Hinweise und gewonnenen Erkenntnisse werden bei der Überarbeitung des GRÜNEN Gesetzentwurfs eine Rolle spielen. In der öffentlichen Anhörung am 11. September 2017 werden diese und weitere Punkte sicher auch noch einmal zur Sprache kommen.

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