Datum: 29. August 2012

PM 2012-268: 344 Grenzwertüberschreitungen in fünf Jahren – Sachsens Gewässer stark mit Pestiziden belastet

Die Antwort von Landwirtschafts- und Umweltminister Frank Kupfer (CDU) auf eine Kleine Anfrage von Johannes Lichdi, naturschutzpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion, nach der Pestizidbelastung sächsischer Oberflächen- und Grundwasserkörper (Drs. 5/9497) ist besorgniserregend.

Demnach sind Sachsens Gewässer stark mit Pestiziden belastet. "344 Grenzwertüberschreitungen musste die Sächsische Staatsregierung für die vergangenen fünf Jahre einräumen. Insgesamt 34 verbotene Wirkstoffe und deren Abbauprodukte wurden im sächsischen Grund- und Oberflächenwasser nachgewiesen", stellt Lichdi entsetzt fest.
"Die Verursacher, verantwortungslos arbeitende landwirtschaftliche Betriebe, die Pestizide unsachgemäß einsetzen, brauchen keine Angst vor Strafe oder Sanktionen haben. Der Umweltminister behauptet, die Urheber der diffusen Einträge seien nicht zu ermitteln. Da machen sie es sich zu einfach, Herr Minister", meint der Abgeordnete. "Schließlich stellen Grenzwertüberschreitungen um das 28-fache, wie für das Herbizid Dichlorprop im Jahr 2011 am Mehltheuer Bach bei Plotitz (Lkr. Meißen) gemessen, eine ernsthafte Gefahr für die menschliche Gesundheit dar."
"Ich fordere die Staatsregierung auf, diejenigen zu ermitteln und zur Verantwortung zu ziehen, die für die Vergiftung unseres Wassers verantwortlich sind. Der derzeitige Kuschelkurs ist unverantwortlich gegenüber den sächsischen Bürgerinnen und Bürgern."
» Kleine Anfrage "Pestizide in sächsischen Gewässern" (Drs. 5/9497)

Hintergrund:
Als Pestizid werden sämtliche Pflanzenschutzmittel sowie die Mittel zur Schädlingsbekämpfung bezeichnet. Weltweit werden Pestizidwirkstoffe in rund 5.000 unterschiedlichen Spritzmitteln verwendet. Diese große Vielfalt von Schadstoffen kann, je nach Wirkungsweise, jede unserer elementaren Körperfunktionen gefährden. Besonders gefährlich sind die langsamen und zeitversetzten Wirkungen von Pestiziden: Sie können die Zellteilung stören, das Entstehen von Krebs begünstigen, das Erbgut verändern, das Immunsystem beeinträchtigen oder Allergien auslösen. Wechselwirkungen der Gifte untereinander und deren Abbauprodukte sind bislang kaum untersucht und stellen ein weiteres Risiko dar.
Bereits im Oktober 2011 veröffentlichte das Leipziger Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UfZ) die Ergebnisse einer Untersuchung zur Pestizidbelastung europäischer Flüsse. Dabei zeigte sich, dass Pflanzenschutzmittel, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, ein größeres Problem als lange angenommen darstellen. 38 Prozent dieser Chemikalien kommen in Konzentrationen vor, bei denen Wirkungen auf Organismen nicht auszuschließen sind.
Dichlorprop ist eine chemische Verbindung, die als Herbizid und Pflanzenwachstumsregulator verwendet wird. Dichlorprop ist als gesundheitsschädlich eingestuft und wirkt in toxischer Konzentration hauptsächlich auf das zentrale und periphere Nervensystem, wobei auch Langzeitwirkungen durch Speicherung im Fett und Gehirn nicht ausgeschlossen sind.