Datum: 03. November 2011

PM 2011-356: Bilanz Hochschultour 2011: GRÜNE fordern Rücknahme der Hochschulkürzungen

Die GRÜNE-Fraktion im Sächsischen Landtag fordert eine Rücknahme der von der Staatsregierung geplanten Kürzungen an den Hochschulen. Die Fraktion stellte heute Ihre Bilanz aus Gesprächen mit Hochschulleitungen, Wissenschaftlern und Studierenden im Rahme der Hochschultour 2011 vor.
"Angesichts eines wahren Studierendenansturms sind die geplanten Stellenstreichungen absurd", so Dr. Karl-Heinz Gerstenberg, Parlamentarischer Geschäftsführer und hochschulpolitischer Sprecher der Fraktion.
"Die Technische Universität Dresden hat die Zahl der Einschreibungen mit 9.000 Studienanfängern auf das anderthalbfache des Vorjahres gesteigert. Leipzig und Chemnitz verzeichnen eine Steigerung um ein Drittel. Auch die Fachhochschulen haben deutliche Zuwächse. Angesichts dieser Rekordzahlen muss die Staatsregierung den ab 2013 geplanten Stellenabbau von 1042 Stellen bis zum Jahr 2020 aussetzen."
Gerstenberg wies darauf hin, dass es sich nur zum Teil um Sondereffekte handelt: "Während die Bundeswehrreform sich nur in diesem Jahr niederschlägt, drängen auch in den nächsten Jahren doppelte Abiturjahrgänge auf die Hochschulen. Zudem steigt die Studierneigung der Abiturienten stetig. Rückgänge in den Studierendenzahlen sind deshalb entgegen der bisherigen Prognosen frühestens ab 2015 zu erwarten. Der geplante Stellenabbau von jährlich 100 Stellen ab 2013 muss deshalb zumindest für den Doppelhaushalt 2013/14 ausgesetzt werden."
Der Hochschulpolitiker fordert, die derzeitige Stellen- und Finanzausstattung der Hochschulen bis 2020 konstant zu halten. Aufgrund eines mittelfristig zu erwartenden leichten Rückgangs der Studierendenzahlen soll so die Grundausstattung von derzeit 6.100 Euro je Studierenden auf den Bundesschnitt von 7.300 Euro und schließlich auf 8.000 Euro wie in Bayern und Baden-Württemberg steigen.
"Wer weniger Studienabbrüche und mehr Absolventen möchte, muss die Bedingungen dafür schaffen. Wer aber wie das Wissenschaftsministerium hohe Studierendenzahlen, bessere Lehrqualität und Stellenstreichungen gleichzeitig von den Hochschulen erwartet, fordert eine Quadratur des Kreises, die nur scheitern kann."
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Lehrerausbildung. Die derzeit geplanten 950 Studienanfängerplätze für Lehramtsstudierende bleiben deutlich hinter dem Bedarf von bis zu 1.500 Neueinstellungen jährlich zurück. Gerstenberg kritisiert: "Die Staatsregierung plant regelrecht den künftigen Lehrermangel. Notwendig sind eine Verdopplung der Studienanfängerplätze und dafür neue Professuren sowie die Wiederaufnahme der Lehrerbildung in Chemnitz. Diese zusätzlichen Ressourcen sind bei gleichbleibender Gesamtausstattung durch Umwidmung auslaufender Professuren realisierbar."
Gerstenberg hofft nun auf den stärkeren Protest der Hochschulen: "Die Hochschulen gehen derzeit in Vorleistung und zeigen Ihre Leistungsfähigkeit. Nun sollten Studierende, Lehrende und Hochschulleitungen gemeinsam in der Öffentlichkeit gegen die Kürzungspläne vorgehen. Die guten Argumente haben Sie auf Ihrer Seite." » Alternativer Hochschulentwicklungsplan (Langfassung) der GRÜNEN-Fraktion (PDF) » Zusammenfassung (PDF)