Datum: 17. Juli 2008

PM 2008-222: Bienensterben – Auch Bienenvölker in Sachsen durch Saatgutbehandlungsmittels gefährdet?

Umweltminister Kupfer muss sich für Verbot des Pflanzenschutzmittels einsetzen
Anlässlich der für morgen in Braunschweig geplanten Demonstration von Umwelt- und Imkerverbänden auch aus Sachsen gegen die Wiederzulassung des Wirkstoffs Clothianidin, einem Saatgutbehandlungsmittel, erklärt Johannes Lichdi, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
„Das Verbot für den Einsatz von Saatgutbehandlungsmitteln mit dem Wirkstoff Clothianidin muss aufrecht erhalten werden. Diese Verbindung hat nachweislich das dramatische Bienensterben in Baden-Württemberg ausgelöst. Auch in Sachsen ist bereits ein Fall bekannt geworden, wonach der betroffene Imker als Grund für den Totalverlust seiner Bienenvölker Clothianidin vermutet.“
„Wir fordern Umweltminister Frank Kupfer auf, sich im Bundesrat dafür stark zu machen, dass der Wirkstoff bundesweit wieder verboten wird“, so der grüne Abgeordnete.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hatte erst im Mai die Zulassungen für alle Saatgutbehandlungsmittel, die diesen Wirkstoff enthalten, ausgesetzt. Auf Druck der Pflanzenschutzlobby wurde die Zulassung jedoch im Juni wieder erteilt. 
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verfolgt seit längerer Zeit das Thema Bienensterben in Sachsen in Kleinen und Mündlichen Anfragen. Auf eine Anfrage im Mai-Plenum hatte die Staatsregierung erklärt, dass „in Sachsen kein Bienensterben durch den Einsatz von Saatgutbeizmitteln bekannt ist“. Im Juli-Plenum hieß es wiederum, dass der Einsatz von Clothianidin in Sachsen nicht anzeigepflichtig sei und die Regierung deshalb keinen Überblick über den Einsatz des Saatgutbehandlungsmittels hätte.
„Honigbienen sind vorzüglich Bioindikatoren. Sie erkennen frühzeitig Belastungen von Pestiziden und Schwermetallen in der Umwelt. Wenn sie akut gefährdet sind, hat dies schwerwiegende Folgen für die Artenvielfalt“, warnt Lichdi.
Hintergrund:
Nähere Informationen zur Demonstration am 18. Juni in Braunschweig: www.imkerdemo.de Clothianidin ist ein Wirkstoff einer neuen Generation von Insektiziden. Genau wie DDT stellt er ein  Kontakt- und Fraßgift dar und wird nur langsam abgebaut. Das Datenblatt der US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA), warnt nachdrücklich vor der Bienengefährlichkeit des Mittels und der Verunreinigung von Pollen und Honig durch die Verbindung. Clothianidin ist vor allem in Saatgutbeizmittel Poncho der Firma Bayer Cropscience AG enthalten.http://www.epa.gov/opprd001/factsheets/clothianidin.pdf Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hatte wegen einer nachweisbaren Verursachung des Bienensterbens in Baden-Württemberg durch den Wirkstoff Clothianidin am 15. Mai 2008 die Zulassungen für alle Saatgutbehandlungsmittel, die diesen Wirkstoff enthalten, ausgesetzt. Bereits am 26. Juni 2008 aber wurde auf Druck der Pflanzenschutzlobby die Zulassung für den gefährlichen Wirkstoff durch das Bundesamt wieder erteilt.http://www.landtag-bw.de/WP14/Drucksachen/2000/14_2724_d.pdf http://www.glocalist.com/index.php?id=20&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3668&tx_ttnews%5Bcat%5D=1&cHash=b5512b9a78 Honigbienen als Umwelt-Bioindikator von Pestizidvorkommen in sechs Landwirtschaftsgebieten in Griechenland.http://www.springerlink.com/content/3n73ru85x6qk3r58 Honigbienen und ihre Produkte als potentielle Bioindikatoren einer Schwermetallbelastung:  http://www.springerlink.com/content/vn4v53503685g342/fulltext.pdf