Datum: 13. März 2008

PM 2008-090: GRÜNE sehen Kampagne ‚Stoppt Gewalt gegen Kinder!‘ skeptisch

Es wäre sinnvoller, die frühen Hilfen für Familien auszubauen, und deren Bekanntheit und Akzeptanz zu erhöhen
Elke Herrmann, sozialpolitische Sprecherin der GRÜNEN-Fraktion ist skeptisch, ob die heute von Sozialministerin Helma Orosz (CDU) vorgestellte Öffentlichkeitskampagne ‚Stoppt Gewalt gegen Kinder!‘ ihr Ziel erreicht.
„Eine Kampagne kann ein sinnvoller Weg sein. Aber es darf nicht sein, dass das Weinen eines Kindes in der Nachbarwohnung automatisch die Alarmglocke ‚Kindeswohlgefährdung‘ auslöst“, erklärt sie.
„Wenn die Staatsregierung darauf abzielt, Bereitschaft zu nachbarschaftlichem Aufeinanderzugehen und Hilfe zu wecken, sollte sie in den Plakaten nicht zur telefonischen Meldung aufrufen. Das ist tatsächlich eher Denunziation als Hilfestellung. Der ohnehin hohe Druck auf die Eltern wird damit weiter erhöht.“
„Dabei bietet auch die Staatsregierung Familien nicht die nötige Unterstützung. Seit Jahren hat sie in der Jugendhilfe so viel gekürzt, dass Familien vielfach nicht mehr die Angebote bekommen, die sie brauchen“, kritisiert Herrmann.
„Wichtiger wäre es, die frühen Hilfen für Familien auszubauen, damit es von Anfang an ein sicheres Netz von Unterstützungsangeboten auf hohem Niveau und einheitlichen Qualitätsstandards gibt. Wenn man Bekanntheit und Akzeptanz solcher Hilfen erhöhen will, würde ich eine Kampagne für sinnvoll halten“, fordert sie.
„Was wir brauchen, ist eine Gesellschaft, in der Kinder ihren selbstverständlichen Platz haben. Momentan werden sie vorrangig als Problem wahrgenommen – entweder weil es zu wenige gibt, oder weil diejenigen, die da sind, Lärm machen.“

Hintergrund:
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Ab 18. März hängen für 4 Wochen sachsenweit an beleuchteten Bushaltestellen 2500 Plakate, die mit provozierenden Fragen Bürgerinnen und Bürger auffordern, bei Kindeswohlgefährdungen hinzuschauen und zu handeln.