Impfziele – Kuhfuß: Bewusstsein für den Gesundheitsschutz von Impfungen und kompetente Aufklärung sollten unser aller Ziel sein
Redebeitrag der Abgeordneten Kathleen Kuhfuß (BÜNDNISGRÜNE) zum Antrag der Fraktionen CDU, BÜNDNISGRÜNE und SPD: „Impfen schützt – Sachsen setzt sich Impfziele“ (Drs 7/11466)
63. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Freitag, 16.12.2022, TOP 7
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
im Koalitionsvertrag 2019 haben wir uns darauf verständigt: „Die Impfquoten steigern wir u. a. durch Aufklärung und niedrigschwellige aufsuchende Angebote.“
Nun hat ausgerechnet die aufgeheizte Anti-Impfkampagne zur Corona-Pandemie dazu geführt, dass bei Kindern und Jugendlichen die Impfungen insgesamt deutlich zurückgegangen sind. So hat die gesetzliche Krankenkasse DAK-Gesundheit in einer aktuellen Studie eine Abnahme von 14 Prozent der Impfungen in 2021 gegenüber 2019 bei Kindern festgestellt.
Es gibt seit Jahrzehnten Schutzimpfungen, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) als sicherer Schutz gegen hoch ansteckende und schwere Erkrankungen empfohlen werden, wie z.B. Kinderlähmung, Keuchhusten, Tetanus oder Masern.
Impfen ist eine Errungenschaft, um unsere Gesundheit vor schweren Krankheiten zu schützen. Der Eindruck, dass eine gesunde Immunabwehr und wenn das nicht hilft, die Ärztin in der Praxis oder in der Klinik alles schon wieder in Ordnung bringt, ist trügerisch.
Diese Form von Verantwortung für sich und seine Gesundheit zu übernehmen, ist für viele Menschen nicht mehr selbstverständlich. Dazu gehört auch, im Blick zu haben, wann welche Impfung erneuert werden muss oder ob der Impfstatus noch aktuell ist.
Viele kennen vielleicht die Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung „Deutschland sucht den Impfpass“, wo Menschen ihren Kopf im Umzugskarton haben und ihr rotes oder gelbes Impfbuch suchen. Diese Kampagne ist notwendig und zielorientiert, weil man einfach weiß, dass das Impfbuch nicht mehr heilig ist und beim Umzug auch mal verloren geht.
Das müssen wir weder gut finden noch verstehen. Aber wir müssen uns überlegen, wie wir Menschen begleiten, um für sich und ihre Gesundheit Verantwortung zu übernehmen, um individuell für Schutz zu sorgen, aber auch um gesellschaftliche Folgekosten durch schwere Verläufe von Masern, Röteln, Tetanus und Co zu verhindern.
Bei Kindern und Jugendlichen können wir davon ausgehen, dass hier noch die höchsten Impfquoten vorliegen, da die Impfberatung Bestandteil der Vorsorgeuntersuchungen bei der Kinder- und Jugendärztin bzw. beim Kinder- und Jugendarzt ist. Und Kinder und Jugendliche regelmäßig in der Praxis sind.
Aber wie sieht es insgesamt in unserer sächsischen Bevölkerung aus? Wie hoch sind jeweils bei den empfohlenen Standardimpfungen die Impfquoten? Wie können wir die Sächs*innen erreichen und über Impfungen aufklären? Wie können wir auch Menschen erreichen, die keinen Hausarzt haben, z.B. durch impfende Apotheken oder über Impfangebote des Öffentlichen Gesundheitsdienstes?
All diese Fragen wollen wir klären und uns berichten lassen, damit die Staatsregierung Maßnahmen ergreifen kann, um über Impfungen und Impfangebote wissenschaftsbasiert aufzuklären und zu informieren.
Sicherlich hat die Corona-Pandemie auch auf die Impfquoten Einfluss genommen. So wurden Arztbesuche aus Angst vor Ansteckung mit dem Corona-Virus vermieden. Fake News von Querdenkern, Esoterikern und Impfverweigerern hatten Hochkonjunktur und definitiv auch Einfluss auf die Impfbereitschaft – nicht nur bei der Corona-Schutzimpfung, sondern auch bei den Standardimpfungen.
Auch wenn das Robert-Koch-Institut (RKI) in seiner aktuellen Auswertung für Gesamtdeutschland der Impfzahlen in Deutschland vom 8. Dezember feststellt, dass die Corona-Pandemie als solches keinen negativen Einfluss auf die Inanspruchnahme von Routineimpfungen im Erwachsenenalter in Deutschland hatte, so stellt sich das in Sachsen anders dar. Die Impfquoten bei Erwachsenen sind weiterhin auf einem zu niedrigen Niveau.
Ein Runder Tisch zum Thema „Impfen“ mit Ärztevertretern, Krankenkassen, Öffentlichen Gesundheitsdienst, Patientenvertreter*innen und weiteren Experten ist daher sehr zu begrüßen. Hier können die Gründe für die sächsischen Impfquoten und Lösungswege zur Steigerung der Impfquoten diskutiert und Umsetzungsempfehlungen getroffen werden.
Niemand wird dazu gezwungen, sich und seine Kinder impfen zu lassen. Aber das Bewusstsein für den Gesundheitsschutz von Impfungen, Aufklärung zu Folgen und damit eine kompetente Entscheidungsfindung sollten unser aller Ziel sein. Daher bitte ich um Zustimmung zum Antrag.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!