Fortführung Sprach-Kitas in Landesregie – Melcher: Sprachförderung in der frühkindlichen Bildung ist ein Muss
Redebeitrag der Abgeordneten Christin Melcher (BÜNDNISGRÜNE) zum Antrag der Koalitionsfraktionen CDU, BÜNDNISGRÜNE und SPD: „Weil Sprache wichtig ist – Alltagsintegrierte Sprachförderung in der sächsischen Kindertagesbetreuung weiterentwickeln“ (Drs 7/13124)
70. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Donnerstag, 27.04.2023, TOP 3
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
sprachliche Bildung ist eine, wenn nicht DIE Voraussetzung für einen erfolgreichen Lebens- und Bildungsweg. Mit Hilfe von Sprache entdecken die Kinder die Welt. Sprache formt das Denken. Kinder lernen durch Sprache, sich anderen mitzuteilen und Beziehungen aufzubauen. Wittgenstein sagte: „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“ Wir BÜNDNISGRÜNE und wir als Koalition wollen, dass die sprachliche Welt der Kinder grenzenlos ist. Dass sie sich frei entfalten können. Dass sie lernen, Hürden zu überwinden und Konflikte zu lösen.
Gleichzeitig werden bei jedem dritten Kind Auffälligkeiten in der sprachlichen Entwicklung festgestellt, Jahr für Jahr. Bei den Schulaufnahmeuntersuchungen zum Schuljahr 2020/21 hatten 34,7 Prozent der untersuchten Kinder einen Befund im Bereich Sprache bzw. Sprechen. Befund heißt nicht immer, dass eine Behandlung erforderlich ist. Befund heißt aber in vielen Fällen, dass die Welt der Sprache ein bisschen kleiner ist, als sie es sein könnte oder sollte. Dass die Grenzen ein wenig enger gezogen sind, die Hürden und vielleicht auch die Konflikte etwas größer.
Sprachliche Bildung ist eine Kernkompetenz. Sprachförderung in der frühkindlichen Bildung ist daher ein Muss. Sie obliegt in erster Linie den Erzieherinnen und Erziehern in den Einrichtungen. Sie sind es, die täglich mit den Kindern interagieren – im Morgenkreis, bei den Mahlzeiten, in Spiel- und Ruhezeiten, kurzum: im Alltag. Eine alltagsintegrierte sprachliche Bildung ist ohne die pädagogischen Fachkräfte nicht zu leisten.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
mit dem Doppelhaushalt 2023/24 haben wir ein Kita-Paket geschnürt. Dieses Kita-Paket ist 200 Millionen Euro schwer. Anders, als mitunter dargestellt, halte ich das keinesfalls für Peanuts. Teil des Pakets ist die Fortführung der Sprachförderung nach dem Aus der Sprach-Kitas im Juni diesen Jahres. Bereits im Januar hat das Kultusministerium Eckpunkte eines Landesprogramms skizziert. Ich freue mich, dass das Landesprogramm nun auch durch den vorliegenden Antrag weiter an Kontur gewinnt.
Was haben wir vor?
Die Konditionen waren und sind ganz klar:
- Wir wollen die alltagsintegrierte sprachliche Bildung in die Fläche bringen.
- Wir wollen das Programm landesweit wirksam machen.
- Wir wollen den Hort und die Kindertagespflege einbeziehen.
Und ich sage es an dieser Stelle nochmals deutlich: Eine unkritische Übernahme des Bundesprogramms in Landesregie war und ist nicht unser Ziel.
Vielmehr führen wir fort, was mit dem Bundesprogramm begonnen wurde, nämlich die Professionalisierung der pädagogischen Fachkräfte. Auch die Sprachfachkräfte aus dem Bundesprogramm waren in erster Linie Erwachsenenbildnerinnen und -bildner. Ihre Aufgabe war es, die Kompetenzen der Erzieherinnen und Erzieher im Bereich Sprachförderung zu schulen und zu stärken. Daran knüpfen wir an. Mit dem Landesprogramm sollen in jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt Sprachmentorinnen und -mentoren tätig werden. Durch die Anbindung an die örtlichen Jugendämter erhoffen wir uns Synergieeffekte.
Das Bundesprogramm hat zudem stark von umfangreichen Overhead-Strukturen profitiert. Auch das adaptieren wir mit dem Landesprogramm. Eine Koordinierungsstelle wird das Programm steuern sowie mit dem Monitoring, der Qualitätssicherung wie auch der Evaluation betraut werden.
Mit dem Landesprogramm sollen Kitas und Kindertagespflegepersonen zielgruppengerechte Angebote zur Sprachförderung der Kinder erhalten. Die Palette soll von universellen Angeboten bis zur spezifischen Begleitung von Trägern und Einrichtungen reichen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
damit nutzen wir ganz konkret die gemachten Erfahrungen sowie die aufgebauten Strukturen und Kompetenzen aus dem Bundesprogramm. Und damit bleibe ich bei meiner Einschätzung: Das Landesprogramm schafft eine echte Anschlussperspektive – sowohl für die im Bundesprogramm tätigen Fachkräfte als auch für die sächsischen Kitas.
Ich freue mich über Ihre Unterstützung des Vorhabens und bitte um Zustimmung zu unserem Antrag.
Vielen Dank.