Aktuelle Debatte Klimakrise – Zschocke: Es gibt ein Recht auf den Schutz unserer Lebensgrundlagen

Redebeitrag des Abgeordneten Volkmar Zschocke (BÜNDNISGRÜNE) zur Ersten Aktuelle Debatte der Fraktion BÜNDNISGRÜNE: „Hauptgegner Klimakrise – Lösungen zum Schutz von Mensch und Umwelt konkret umsetzen“
73. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Mittwoch, 05.07.2023, TOP 3

– Es gilt das gesprochene Wort –

 

Sehr geehrter Frau Präsidentin,
sehr geehrte Damen und Herren,

ohne stabile, natürliche Ressourcen, gesunden Boden, ausreichend Wasser, Artenvielfalt und sich selbst regulierende Ökosysteme funktionieren unsere Ernährung und die Wasserversorgung nicht. Das sind aber die entscheidenden Grundlagen unserer Existenz.

Wenn die durchschnittliche globale Erwärmung 1,5 Grad übersteigt, werden die natürlichen Systeme instabil, brechen teilweise auch zusammen. Dass Extreme in Häufigkeit, Schwere und Dauer zunehmen, ist längst kein Zukunftsszenario mehr, sondern bittere Realität – auch in Sachsen.

Wenn wir nicht handeln, wird es Regionen geben, in denen einfach kein Wald mehr wächst, in denen wie in Sachsen-Anhalt oder Nordsachsen Wassernutzung eingeschränkt werden. Die Ernteerträge werden sinken, landwirtschaftliche Anbauregionen sich verschieben und die Zahl der Menschen, die durch Folgen des Klimawandels ihre Heimat verlieren, wird weiter steigen.

Das alles geschieht alles jetzt – und alle können das sehen.

Die wichtigste Lösung zum Schutz von Mensch und Umwelt ist das Senken unserer Emissionen – und zwar überall und global koordiniert.

Es gibt immer wieder die Hinweise: „Das geht zu schnell, wir müssen die Menschen mitnehmen“ oder „Klimaschutz mit der Brechstange funktioniert nicht“. Doch wird es besser, wenn wir es langsamer angehen? Um uns nicht zu überfordern? Was ist denn dann die Folge?

Wir holen die Klimakrise nicht ein. Wir verlieren dazu auch noch Anschluss an die technologische Entwicklung. Was ist das eigentlich für eine Botschaft, dass wir es angeblich langsamer angehen könnten? Dass es nicht so ernst ist und wir noch Zeit haben?

Spätestens seit dem letzten IPPC-Bericht ist das nachweislich falsch. Es gibt de facto keine Zeitfenster mehr. Die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten schmelzen bereits jetzt buchstäblich dahin: mit den Alpengletschern, mit den auftauenden Permafrostböden. Die Meerestemperaturen im Nordatlantik sind auf Rekordniveau.

Wenn viele ökologische Systeme gleichzeitig instabil werden, dann können sie auch uns Menschen nicht mehr tragen. Da spielt es auch keine Rolle, ob uns das zu schnell geht. Da helfen auch keine Schuldzuweisungen.

Mit Blick auf die Realität will ich deutlich sagen: Es hilft nicht, gegen angeblich überzogene Maßnahmen, Gesetzentwürfe oder angebliche grüne Ideologie zu kämpfen. Antiökologische Stimmungsmache hilft nicht. Die verbale Aufrüstung gegen Menschen, die sich für Klimaschutz engagieren, hilft nicht. Panikmache gegen Veränderung hilft nicht.

Was hilft, ist Mut und Entschlossenheit. Denn Veränderung ist möglich – für jeden Einzelnen und die Gesellschaft insgesamt.

Es gibt kein Recht auf den Schutz alter fossiler Gewohnheiten. Aber es gibt ein Recht auf den Schutz unserer Lebensgrundlagen.