Gehen Sachsen die Gründer aus?
(2014-258) Die Zahlen des Statistischen Landesamtes sprechen eine deutliche Sprache und auch Vertreter von Gründerinitiativen an sächsischen Hochschulen finden klare Worte: In Sachsen mangelt es an Existenzgründern. Die Gründungsbereitschaft ist seit 2004 rückläufig und liegt niedriger als im ostdeutschen Durchschnitt.
Dass Sachsen im Vergleich der Bundesländer so schlecht abschneidet, lässt sich nicht allein mit der guten Situation am Arbeitsmarkt erklären. Der wirtschaftspolitische Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion, Dr. Gerd Lippold, macht weitere Gründe dafür verantwortlich:
"Sachsen fehlt eine Gründerstrategie, die alle Branchen im Blick hat. Nicht nur im Spitzentechnologiesektor sind Gründungen wichtig, auch im Bedreich Industrie- und Handwerksunternehmen sowie in den freien Berufen und der Dienstleistungswirtschaft brauchen wir für Sachsens wirtschaftliche Entwicklung mehr Selbstständige."
"Damit die teils kopflose Gründungsförderung ein Ende hat, brauchen wir eine verstetigte Förderung, die keine Lücken entstehen lässt. Ein schlechtes Beispiel sind die Gründernetzwerke an sächischen Hochschulen, die bisher nicht wissen, ob und wie sie ab kommendem Jahr finanziert werden. Dies hat zur Folge, dass gute Berater schon jetzt in andere Arbeitsverhältnisse wechseln, von personeller Kontinuität also keine Rede sein kann."
"Weiterhin fordern wir Grünen seit langem, die Förderung von Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu verbessern. Frauen haben es oft schwerer, Kapital zu aquirieren, an einschlägigen Förderprogrammen teilzunehmen und Zugang zu wichtigen Branchennetzwerken zu bekommen. Sie gründen häufig im Dienstleistungssektor. Solange die Staatsregierung ‚innovativ‘ mit ‚technologieorientiert‘ gleichsetzt, werden Frauen systematisch benachteiligt. Wir wollen, dass Dienstleistungsinnovationen künftig technologischen Innovationen gegenüber gleich behandelt werden."
Positiv bewertet Lippold die Aufnahme des Themas in den Koalitionsvertrag von SPD und CDU. Doch er weiß auch, dass Papier geduldig ist: "Es müssen zügig Veränderungen angeschoben werden, andernfalls wird Sachsen mit den westlichen Bundesländern auf lange Sicht nicht konkurrieren können."