Datum: 08. Oktober 2012

PM 2012-320: Anhörung zum Thema Onlinesucht – Angebote zu Medienabhängigkeit und Suchthilfe reichen nicht aus

"Die heutige Anhörung hat unsere Forderungen nach einer deutlichen Verbesserung der Angebote zum Thema Medienabhängigkeit in Sachsen bestätigt", fasst Karl-Heinz Gerstenberg, Parlamentarischer Geschäftsführer und medienpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion, die Ergebnisse der heutigen Expertenanhörung zum grünen Antrag "Medienabhängigkeit – Präventions- und Beratungsangebote in Sachsen ausbauen", zusammen. "Das betrifft zum einen die Vorbeugung, zum anderen die Unterstützung für tatsächlich Betroffene. Der große Beratungsbedarf wird momentan überhaupt nicht abgedeckt."
"Besonders wichtig sind Anlaufstellen und Orientierungsangebote für Eltern und Jugendliche, die selbst Probleme wahrnehmen", erklärte Prof. Dr. Rudolf Kammerl von der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg, der auf Einladung der GRÜNEN-Fraktion als Sachverständiger an der Anhörung teilnahm. "Es muss jeweils geklärt werden, ob es sich nur um eine Phase zeitintensiven Spielens handelt oder ob Betroffene ihr Verhalten nicht mehr kontrollieren können und alltägliche Aufgaben vernachlässigen. Erst im Einzelfall entscheidet sich, ob die Familienberatung oder die Suchthilfe die richtige Anlaufstelle ist."
Viele Eltern können die Risiken von Onlinespielen wie ‚World of Warcraft‘ oder Sozialen Onlinenetzwerken wie Facebook nicht realistisch einschätzen, zudem fehlen ihnen Kompetenzen zur Medienerziehung. Auch im Schulbereich werden die notwendigen Grundlagen kaum vermittelt: "Wissen zu Medien und medienpädagogische Kompetenzen müssen in der Lehrerausbildung in Sachsen verankert werden. Bislang gibt es dazu nur einige wenige fakultative Seminare. Notwendig wäre in diesem Bereich ein Lehrstuhl für Medienpädagogik", so Prof. Dr. Bernd Schorb (Universität Leipzig).
Gerstenberg fordert die Staatsregierung zum Handeln auf: "Sozialministerin Christine Clauß gab in ihrer Stellungnahme zu unserem Antrag an, dass die Staatsregierung Initiativen zum Kinder- und Jugendmedienschutz vorbereite. Die Ergebnisse lassen bislang auf sich warten. Wir werden die Entwicklung kritisch begleiten und daran messen, ob eine strukturelle und breitenwirksame Verankerung der Thematik zu erwarten ist."

Hintergrund:
» GRÜNER Antrag "Medienabhängigkeit – Präventions- und Beratungsangebote in Sachsen ausbauen"(Drs. 5/9092)