PM 2008-368: GRÜNE empört über Sachsenmilch AG – Erst Preisdumping, dann Einschüchterung derjenigen, die sich gegen Ausbeutung wehren
Staatsregierung hat durch irrsinnige Förderpolitik Voraussetzungen für Monopolstellung der Sachsenmilch AG ermöglicht
„Es ist unerhört, wie die Sachsenmilch AG versucht, die Milchbauern einzuschüchtern!“ empört sich Michael Weichert, agrarpolitischer Sprecher der Fraktion GRÜNE im Sächsischen Landtag.
„Mit Preisdumping hat die hoch geförderte Leppersdorfer Großmolkerei die Milchbauern an den Rand der Existenz getrieben. Doch wer es wagt, sich zu wehren, bekommt nun die Macht der größten europäischen Molkerei in aller Härte zu spüren: Um ein Exempel zu statuieren, werden streikende Bauern vom Monopolisten auf Schadenersatz in sechsstelliger Höhe verklagt.“
Der sächsischen Staatsregierung wirft Weichert vor, durch ihre irrsinnige Förderpolitik die Voraussetzungen für die Monopolstellung der Sachsenmilch AG erst ermöglicht zu haben. „Mit Steuergeldern in Millionenhöhe hat die Staatsregierung in Leppersdorf das größte Milchwerk Europas gefördert. Nun beherrscht der ‚weiße Riese‘ den sächsischen Milchmarkt, diktiert die Preise und beutet die Milchbauern aus.“
Weichert appelliert an die Milchbauern, sich aus den Fängen des Großbetriebes zu befreien. Dies gelingt, wenn sich die Milcherzeuger zusammenschließen und in eigenen Molkereien die Weiterverarbeitung der Milch organisieren. „Wenn die Qualität stimmt, sind viele Verbraucher bereit, einen fairen Milchpreis zu zahlen“, ist der grüne Politiker überzeugt. Gute Beispiele, wie die Upländer Bauernmolkerei in Hessen, gibt es bereits.
Hintergrund:
Von März zu April 2008 fielen die Grundpreise für Milch um bis zu 4 Cent auf nur noch 28 bis 33 Cent/kg. Bei den unverändert hohen Kosten verschlechterte sich die Situation für die Milcherzeuger weiter.
Im März 2008 hatte die Unternehmensgruppe Müller Milch noch verkündet, dass der Grundpreis nicht unter 35 Cent sinken werde, im April waren es nur noch 33 Cent. Müller Milch schloss damals mit Aldi Verträge für H-Milch ab, die 15 Cent unter den Vorjahresabschlüssen liegen. Diese Wortbrüchigkeit war für den Sächsischen Landesbauernverband Anlass, gemeinsam mit benachbarten Bauernverbänden alle Milchbauern zu einer Protestaktion zu rufen, in deren Folge das Werk der Sachsenmilch AG in Leppersdorf Anfang Juni 2008 vorübergehend blockiert worden war.
Die inzwischen 134 Mitglieder der Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Hessen blicken überaus zuversichtlich in die Zukunft. Als Mehrheitsgesellschafter der Upländer Bauernmolkerei liefern die Bauern nicht nur die Milch, sondern lassen sie auch in eigener Regie verarbeiten und vermarkten.
Die Verarbeitung der Bio-Milch in der Upländer Bauernmolkerei ist in diesem Jahr weiter angestiegen. Die Nachfrage übersteigt derzeit das Angebot deutlich. Die MEG hat in den vergangenen Jahren erfolgreiche Anstrengungen unternommen, weitere Lieferanten zu finden. Über 30 weitere Bio-Bäuerinnen und -Bauern werden ab 2008 ihre Milch an die Upländer Bauernmolkerei liefern. Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden in den vergangenen zwei Jahren auf Ökologischen Landbau umgestellt. Die neuen Lieferanten stellten sich der Versammlung vor und wurden in die Erzeugergemeinschaft aufgenommen. Bei der Übernahme der Molkerei 1996 lieferten 18 Landwirte eine Jahresmenge von einer Million Liter Biomilch. Die verarbeitete Bio-Milchmenge liegt derzeit bei 20 Millionen Liter. 2008 stieg sie auf 30 Millionen Liter an.