PM 2007-413: Fanarbeit/Fußballgewalt – Sachsen streicht Unterstützung
Tabellenführer in Krawall-Liga, Abstiegskandidat bei Gewaltprävention
Auf die Ankündigung, die Unterstützung der bereits unterfinanzierten Fußballfansozialarbeit für Sachsen seitens der Staatsregierung komplett zu streichen, reagiert die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag mit heftiger Kritik.
„Die Entscheidung von Sozialministerin Helma Orosz, die Fußballfansozialarbeit bei Dynamo Dresden nicht weiter mitzufinanzieren, offenbart Inkompetenz und ist verheerend“, erklärt Elke Herrmann, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion.
„Sachsen ist in der bundesweiten Krawall-Liga Tabellenführer, aber Abstiegskandidat bei der Gewaltprävention. Neben Baden-Württemberg ist der Freistaat das einzige Bundesland, dass Fanprojekte nicht nach dem bewährten ‚Nationalen Konzept Sport und Sicherheit‘ (NKSS) unterstützt“, kritisiert Herrmann. „Doch Frau Orosz verschließt sich allen Experten bis hin zu DFB-Präsident Theo Zwanziger. Erst im Februar hatte dieser eindringlich in der sächsischen CDU-Fraktion für die Unterstützung der Fußballfansozialarbeit geworben.“
„Die Verantwortung für die massive Gewalt, die wir am Wochenende wieder beobachten mussten, kann nicht allein den Vereinen oder Kommunen aufgebürdet werden. Als Sozialministerin müsste Frau Orosz wissen, dass Fußball ein Ventil für gewachsenes Gewaltpotenzial ist, aber nicht deren Ursache“, so die GRÜNEN-Abgeordnete.
„Wenn wir wollen, dass Stadien nicht länger als ‚Kampfstätten‘ missbraucht werden, brauchen wir ein umfassendes und detailliertes Anti-Gewalt-Konzept. Ich wiederhole es gern noch einmal für Frau Orosz: Dazu gehört eine langfristige, finanzielle Unterstützung der Fansozialarbeit“, so Herrmann.
„Wir fordern die Staatsregierung auf, endlich den Landtagsbeschluss vom 11. Mai 2006 nachzukommen, in dem es heißt, dass <
Der Beschluss war auf Antrag der GRÜNEN zustande gekommen (Drs. 4/3246).
Erst im April hatte die GRÜNE-Fraktion aufgrund der Untätigkeit der Staatsregierung abermals in einem Antrag ein Gesamtkonzept zur Verhinderung von Gewalt im Zusammenhang mit Fußballspielen vorgelegt. (Drs. 4/8011)
Hintergrund
Nach den Fußballkrawallen Mitte Februar 2007 hatte der scheidende Staatskanzleichef Winkler im Mai ein Konzept mit dem Titel „Fußball – im Team für mehr Sicherheit“ vorgestellt. Dieses fiel allerdings gerade im Bereich Gewaltprävention deutlich hinter das „Nationale Konzept Sport und Sicherheit“ (NKSS) von 1992 zurück.
Die GRÜNE-Fraktion hatte sich immer wieder für die Finanzierung von Fansozialarbeit in Sachsen stark gemacht (Drs. 4/3246: „Pro Fußballfans: Für eine Fansozialarbeit – raus aus dem Abseits!“) und im Februar 2007 ein Gesamtkonzept eingefordert (Drs. 4/8011: „Gewalt im sächsischen Fußball wirksam verhindern“), das Prävention, Vereinsarbeit, Kooperation und öffentliche Sicherheit umfasst.
Antrag „Gewalt im sächsischen Fußball wirksam verhindern“ (Drs. 4/8011)
Antrag „Pro Fußballfans: Für eine Fansozialarbeit – raus aus dem Abseits!“ (Drs. 4/3246)