Newsletter BILDUNG der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag 1/2023

Datum: 10. Juli 2023

Sehr geehrte Damen und Herren,

nach Beschluss des Doppelhaushalts 2023/24 im Dezember letzten Jahres ließ der Jahreswechsel nur eine kurze Atempause zu. Direkt im Januar begannen die Verhandlungen zur Novelle des Kita-Gesetzes. Auch die Zukunft der Sprachförderung beschäftigte uns weiterhin, da das Bundesprogramm Sprach-Kitas zwar verlängert, nicht jedoch vollständig vom Land übernommen und entfristet wurde. Im April konnten wir im Plenum einen Koalitionsantrag verabschieden, der die Staatsregierung mit der Auflage eines Landesprogramms zur sprachlichen Bildung beauftragt. Am Kindertag hat der Landtag das novellierte Kita-Gesetz verabschiedet. Was drin steckt, lesen Sie/lest ihr in diesem Newsletter.

Neben den Kitas haben uns auch Themen der schulischen und beruflichen Bildung intensiv beschäftigt: Demokratiebildung, Weiterbildung, Begabungsförderung, „Bildungsland Sachsen 2030“ – um nur einige Stichworte zu nennen. Ich war mit Veranstaltungen und zu Vor-Ort-Gesprächen viel im Freistaat unterwegs. Im Frühjahr begab sich der Ausschuss für Schule und Bildung auf Informationsreise nach Tallinn und Tartu (Estland). In diesem Newsletter finden Sie/findet ihr dazu einige Rückblicke. In der zweiten Jahreshälfte werde ich erneut einige bildungspolitische Veranstaltungen anbieten, um mit Ihnen/euch ins Gespräch zu kommen. Ich freue mich über Ihr/euer Interesse. Save the dates!

Ich wünsche Ihnen/euch einen tollen Sommer und gute Erholung!

Ihre/Eure Christin Melcher

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Inhaltsverzeichnis

  1. Kita: Gesetzesnovelle, Sprachförderung, Fachkräftemonitoring
  2. Schulen als Orte der Demokratie und Vielfalt: Koalitionsantrag im Plenum
  3. Berufsbildung: Koalitionsanträge im Ausschuss und im Plenum
  4. Begabungs- und Begabtenförderung: Koalitionsantrag im Plenum
  5. Wie sieht die Schule der Zukunft aus? Projekt „Bildungsland Sachsen 2030“
  6. Die Folgen des Lehrkräftemangels: Unterrichtsausfallstatistik und SWK-Empfehlungen
  7. Sozialindex: Stand in Sachsen und „Startchancen-Programm“ des Bundes
  8. Rückblick I: Informationsreise des Ausschusses für Schule und Bildung nach Estland
  9. Rückblick II: Podiumsdiskussion „Haltung zeigen!“ am 21. Juni in Chemnitz
  10. Rückblick III: Ausstellungseröffnung „Schulhausbau – Innovative Räume für neues Lernen und Lehren“ am 12. Juni in Leipzig
  11. Rückblick IV: Podiumsdiskussion „Gemeinschaftsschulen für alle!“ am 20. April in Pirna
  12. Rückblick V: Vor Ort in Chemnitz und Plauen
  13. Ausblick: After Work zum Thema Kita in Leipzig und Dresden

1. Kita: Gesetzesnovelle, Sprachförderung, Fachkräftemonitoring

Mit dem Doppelhaushalt 2023/24 haben wir ein umfangreiches Kita-Paket geschnürt im Umfang von über 200 Millionen Euro für die nächsten beiden Jahre. Allein für den Aufbau einer Personalreserve haben wir 83 Millionen Euro eingeplant, für die Konzeptionierung und Etablierung eines Landesprogramms zur Sprachförderung stehen 10,7 Millionen Euro bereit, für die Entlastung der Kommunen von gestiegenen Betriebskosten rund 107 Millionen Euro. Weitere Mittel i. H. v. rund 15 Millionen Euro pro Jahr sind eingestellt für die Fortführung erfolgreicher Qualitätsmaßnahmen zur Personalgewinnung und -bindung, wie etwa die Freistellung der Praxisanleitung oder Zuschüsse zur berufsbegleitenden Ausbildung. Voraussetzung dafür, dass die Mittel wie vorgesehen in eine weitere Qualitätsverbesserung und zur Entlastung der Kommunen fließen können, war die Novellierung des Sächsischen Kitagesetzes, die wir wie geplant im Juni beschließen konnten.

Novelle des Kita-Gesetzes: Mehr Personal, mehr Geld vom Land, eine Kita für alle!

Im Januar haben wir als Koalition den Entwurf für eine Novelle des Kita-Gesetzes vorgelegt. Am 03. März fand im Ausschuss für Schule und Bildung eine öffentliche Anhörung zum Gesetzentwurf statt (Protokoll HIER). Im Ergebnis des dabei identifizierten Änderungsbedarfes am Gesetz haben die Koalitionsfraktionen einen Änderungsantrag vorgelegt; der so geänderte Gesetzentwurf wurde am 12. Mai um Ausschuss für Schule und Sport und am Kindertag am 01. Juni im Plenum verabschiedet.

Das steckt drin:

  • Mehr Personal: Wir verbessern die personelle Ausstattung in den Einrichtungen. Die gesetzlich verankerte Personalreserve bringt 1.000 zusätzliche Fachkräfte in unsere Kitas.
  • Mehr Geld vom Land: Der Landeszuschuss pro Kind und Jahr (bisher 3.037 Euro) steigt in zwei Schritten auf dann 3.455 Euro.
  • Eine Kita für alle: Die gemeinsame Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderung wird zum Regelfall. Inklusion wird Ziel und Aufgabe aller Einrichtungen.
  • Kitas als Bildungsorte: Der Bildungsplan wird die verbindliche Grundlage für die pädagogische Arbeit in den Kitas, der Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag der Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen wird geschärft. Schulvorbereitung wird als längerfristige Aufgabe verankert, die nicht auf das letzte Kita-Jahr begrenzt ist.
  • Einfach machen: Die Früherkennungsuntersuchungen („Gelbes Heft“) werden künftig als Nachweis der „Kita-Tauglichkeit“ anerkannt, eine gesonderte Untersuchung vor Aufnahme in die Kita kann entfallen. Das spart Eltern und Kinderärzt*innen Zeit und Geld und stärkt den Präventionsansatz.
  • Hort und Kindertagespflege mitdenken: Der Hort profitiert gleichermaßen von den Qualitätsmaßnahmen. Die Kindertagespflege wird als gleichwertiges Betreuungsangebot gestärkt.
  • Pressemitteilung „Landtag verabschiedet Kitagesetz-Novelle: Mehr Personal, mehr Geld vom Land, eine Kita für alle!“ (01.06.2023)
  • Meine Rede „Kitagesetz – Melcher: Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu mehr Qualität in unseren Kitas“ im Plenum am 01.06.2023
  • Pressemitteilung „Kitagesetz-Novelle: Gemeinsame Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderung wird Regelfall“ (12.05.2023)
  • Pressemitteilung „Anhörung Kitagesetz-Novelle: Viel geschafft, viel zu tun“ (03.03.2023)
  • Pressemitteilung „Kita-Gesetz: Novelle schärft den Bildungsauftrag sächsischer Kitas“ (20.01.2023)
  • Gesetzentwurf „Zweites Gesetz zur Änderung des Gesetzes über Kindertageseinrichtungen“ (Drs 7/12227), Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses (Drs 7/13483), Entschließungsantrag (Drs 7/13571)

Landesprogramm Sprachförderung: Für eine sprachliche Bildung, die alle erreicht

Sprachliche Bildung ist eine, wenn nicht die zentrale Voraussetzung für einen erfolgreichen Bildungsweg, gesellschaftliche Teilhabe und Integration. Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ wurde mit dem Doppelhaushalt 2023/24 zunächst bis 30.06.2023 verlängert; im Anschluss soll in Sachsen ein Landesprogramm „Alltagsintegrierte sprachliche Bildung“ aufgebaut werden. Dazu haben die Koalitionsfraktionen von CDU, BÜNDNISGRÜNEN und SPD einen Antrag vorgelegt, der im April-Plenum beschlossen wurde. Ziel ist es, die Sprachförderung in die Fläche zu bringen und das Programm landesweit wirksam zu machen. Alle Kindertageseinrichtungen (inkl. Horte) und Kindertagespflegepersonen sollen zielgruppengerechte Angebote zur Sprachförderung der Kinder erhalten, wobei die Palette von universellen Angeboten bis zur spezifischen, indizierten Begleitung von Trägern und Einrichtungen reichen soll. Dazu wird eine zentrale Koordinierungsstelle ebenso eingerichtet wie regionale Sprachmentor*innen mit Anbindung an die Jugendämter.

  • Pressemitteilung „Landesprogramm Sprachförderung in der Kindertagesbetreuung: Für eine alltagsintegrierte sprachliche Bildung, die alle erreicht“ (27.04.2023)
  • Meine Rede „Fortführung Sprach-Kitas in Landesregie – Melcher: Sprachförderung in der frühkindlichen Bildung ist ein Muss“ zum Antrag Drs 7/13124 im Plenum am 27.04.2023
  • Antrag „Weil Sprache wichtig ist – Alltagsintegrierte Sprachförderung in der sächsischen Kindertagesbetreuung weiterentwickeln“ (Drs 7/13124)
  • Pressemitteilung „Landesprogramm zur Sprachförderung: Echte Anschlussperspektive für Fachkräfte und Kitas“ (26.01.2023)

Fachkräftemonitoring: Personalsituation in Kitas transparent machen

Eine gute Kita braucht in erster Linie gutes und ausreichend pädagogisches Personal. Um einen Überblick über den Ausbildungs- und Einstellungsbedarf zu bekommen, haben wir in der Koalition – maßgeblich aufgrund BÜNDNISGRÜNER Initiative – das Fachkräftemonitoring ins Leben gerufen. Das Monitoring haben wir bereits 2020 im Kitagesetz verankert und mit dem Doppelhaushalt 2021/22 finanziell untersetzt. Die ersten Ergebnisse (Daten von 2022) zeigen: Die hochqualifizierten Fachkräfte sind unser Pfund! 90 Prozent des pädagogischen Personals sind staatlich anerkannte Erzieher*innen oder verfügen über einen einschlägigen Hochschulabschluss. Gleichzeitig sind Personal-Fluktuation und -Ausfälle in den Kitas hoch. Es braucht unverändert mehr Personen, bestenfalls in multiprofessionellen Teams, und mehr Zugänge zur Tätigkeit in einer Kita – auch bei sinkenden Kinderzahlen.

2. Schulen als Orte der Demokratie und Vielfalt: Koalitionsantrag im Plenum

In Zeiten, in denen antidemokratische Kräfte Demokratiebildung an Schulen verteufeln und mit geschmacklosen Kampagnen gegen Vielfalt hetzen, konnten wir als Koalition mit einem Antrag einen deutlichen Kontrapunkt setzen: Wir wollen Demokratie und Vielfalt an sächsischen Schulen stärken. Wir wollen mehr Mitwirkung der Schülerinnen und Schüler und eine Stärkung der Demokratiekompetenz in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften. Der Antrag stand in der letzten Landtagssitzung vor der Sommerpause auf der Tagesordnung und wurde im Plenum mit breiter Mehrheit verabschiedet.

  • Pressemitteilung „Demokratiebildung an Schulen – BÜNDNISGRÜNE: Sächsische Schulen als Orte der Demokratie und Vielfalt stärken!“ (06.07.2023)
  • Meine Rede „Demokratiebildung – Melcher: Wir wollen moderne, gerechte und demokratische Schulen“ zum Antrag Drs 7/13690 im Plenum am 06.07.2023
  • Antrag „Sächsische Schulen als Orte der Demokratie und Vielfalt“ (Drs 7/13690)
  • Passend dazu: Redebeitrag meiner Kollegin Lucie Hammecke „Gendern in Schulen – Hammecke: Schulen können und sollen offen für Vielfalt und unterschiedliche Meinungen sein“ zum Antrag der AfD-Fraktion „Vorsicht! Genderwahn im Stundenplan – Klares NEIN zur rot-grünen Ideologie in Kinderköpfen“ (Drs 7/13020) im Plenum am 31.05.2023

3. Berufsbildung: Koalitionsanträge im Ausschuss und im Plenum

In Zeiten des Fachkräftemangels kommt es mehr denn je auf die und den Einzelne*n an. Wir können es uns nicht leisten, auf das Potenzial junger Menschen zu verzichten. Wir haben als Koalition deshalb zwei Anträge zur beruflichen Aus- und Weiterbildung vorgelegt. Der Antrag zur beruflichen Weiterbildung wurde im März im Plenum beschlossen, zum Antrag, der die Berufsausbildung zum Thema hat, fand im Mai eine Sachverständigen-Anhörung im federführenden Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr statt (Protokoll HIER).

  • Pressemitteilung „Anhörung Berufliche Bildung – BÜNDNISGRÜNE für Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung“ (16.05.2023)
  • Antrag „Die berufliche Bildung stärken – Zukunftsperspektiven eröffnen, Fachkräftebedarf sichern, Wettbewerbsfähigkeit erhöhen“ (Drs 7/13007)
  • Pressemitteilung „Berufliche Weiterbildung: Neue Perspektiven eröffnen, Fachkräftebedarf sichern“ (16.03.2023)
  • Redebeitrag meines Kollegen Gerhard Liebscher „Berufliche Weiterbildung – Liebscher: Wir wollen dazu beitragen, Aufstiegschancen für alle zu verbessern“ zum Antrag Drs 7/ im Plenum am 16.03.2023
  • Antrag „Die berufliche Weiterbildung als Teil einer zukunftsfähigen Berufsbildung im Freistaat Sachsen“ (Drs 7/12692)

4. Begabungs- und Begabtenförderung: Koalitionsantrag im Plenum

Individuelle Förderung sollte nicht nur auf die Schwächen ausgerichtet sein, sondern gleichermaßen die besonderen Potenziale und Talente junger Menschen in den Blick nehmen. So leistet sie einen wichtigen Beitrag für mehr Bildungsgerechtigkeit. Mit einem Antrag der Koalitionsfraktionen zielen wir auf eine Bestandsaufnahme, inwieweit die bestehenden Strukturen der Begabungs- und Begabtenförderung im Freistaat Sachsen bereits jetzt wirksam sind und wo noch Weiterentwicklungspotenziale bestehen.

  • Pressemitteilung „Begabungs- und Begabtenförderung: Wir wollen allen Talenten in Sachsen eine echte Chance geben“ (06.07.2023)
  • Meine Rede „Begabungs- und Begabtenförderung – Melcher: Wir wollen nicht Eliten fördern, sondern Talente“ zum Antrag Drs 7/13692 im Plenum am 05.07.2023
  • Antrag „Begabungs- und Begabtenförderung im Freistaat Sachsen“ (Drs 7/13692)

Weitere Informationen und Dokumente zum Fortgang offener Anträge:

  • Pressemitteilung „Anhörung Schülerfirmen: Wichtiger Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung und beruflichen Orientierung“ (12.05.2023)
  • Antrag „Schülerfirmen an sächsischen Schulen“ (Drs 7/12870)
  • Pressemitteilung „Europabildung in Sachsen: Europäischen Gedanken fördern und Europa erlebbar machen“ (20.01.2023) – Zu diesem Antrag gab es im September 2022 bereits eine Anhörung im federführenden Ausschuss für Verfassung und Recht, Demokratie, Europa und Gleichstellung; im April legte das Europaministerium das daraus folgende Gutachten vor und berichtete dazu in den betreffenden Ausschüssen des Landtags.

5. Wie sieht die Schule der Zukunft aus? Projekt „Bildungsland Sachsen 2030“

Am 21. April gab das Kultusministerium den Startschuss für den (öffentlichen) Beteiligungsprozess „Bildungsland Sachsen 2030“. Bereits im Koalitionsvertrag haben wir vereinbart, mit Expert*innen, Akteur*innen und Bürger*innen zukunftsfähige Konzepte für eine moderne, gerechte und demokratische Schule zu diskutieren und zu entwickeln. Ich sehe darin die Chance, zur Zukunft von Schule und Unterricht ins Gespräch zu kommen, ohne dass die Frage nach den Ressourcen alle inhaltlichen Debatten überlagert oder verdrängt. Es ist gut und wichtig, dass wir endlich wieder über Qualität sprechen und nicht nur über Quantität!

Die ersten Etappen auf dem Weg zum Bildungsland 2030 sind bereits geschafft. Am 28. Juni präsentierten die eingesetzten Expert*innen-Räte ihre Ergebnisse aus den vier Foren. Abgeleitet aus den vier Handlungsfeldern mit 16 strategischen Zielen haben die Expert*innen über 200 Maßnahmenvorschläge unterbreitet. In einem nächsten Schritt werden diese in fünf regionalen Bildungsforen bewertet und kommentiert. In den regionalen Foren sind jeweils Schülerinnen, Schüler, Eltern, Lehrkräfte und weitere interessierte Bürger*innen vertreten, es gab weit über 500 Bewerbungen. Nach mehreren Sitzungen im Herbst soll es voraussichtlich im November eine Abschlussveranstaltung geben, ehe das Strategiepapier des Kultusministeriums ab 2024 finalisiert wird – und hoffentlich umfangreich in die Umsetzung geht.

Alle Infos zum Beteiligungsprojekt gibt es hier: https://bildungsland2030.sachsen.de/

  • Mein Redebeitrag „‘Bildungsland Sachsen 2030‘ – Melcher: Wir wollen moderne, gerechte und demokratische Schulen“ in der Aktuellen Debatte im Plenum am 01.06.2023
  • Pressemitteilung „‘Bildungsland Sachsen 2030‘ – BÜNDNISGRÜNE begrüßen Debatte über moderne, gerechte und demokratische Schule“ (21.04.2023)

6. Die Folgen des Lehrkräftemangels: Unterrichtsausfallstatistik und SWK-Empfehlungen

Im Januar stellte die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz ihre Stellungnahme zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel vor. Längst fehlt es bundesweit an ausgebildeten Lehrer*innen; im Freistaat Sachsen sind aktuell rund 1.200 Vollzeitstellen nicht besetzt, die zur vollständigen Absicherung des Unterrichts benötigt werden. Die SWK empfiehlt unter anderem:

  • Erschließung von Beschäftigungsreserven bei qualifizierten Lehrkräften (u. a. Begrenzung der Teilzeit)
  • Weiterqualifizierung von Gymnasiallehrkräften für andere Schulformen sowie Nachqualifizierung in Mangelfächern
  • Entlastung und Unterstützung qualifizierter Lehrkräfte durch Studierende und andere, formal nicht (vollständig) qualifizierte Personen
  • Flexibilisierung durch Hybridunterricht in höheren Jahrgangsstufen, Erhöhung der Selbstlernzeiten sowie Anpassung der Klassenfrequenz
  • Vorbeugende Maßnahmen zur Gesundheitsförderung
  • Bestandsaufnahme, Bewertung und Weiterentwicklung von Modellen des Quer- und Seiteneinstiegs

Wir haben die SWK-Empfehlungen in einer Pressemitteilung kommentiert und für mehr Flexibilität, weniger Bürokratie und einen Blick auf die Schwächsten plädiert.

Im Juni ging die Ausfallstatistik zum ersten Schulhalbjahr 2022/23 durch die Presse. Demnach sind insgesamt 863.000 Unterrichtsstunden ausgefallen, was einem Anteil von 8,4 Prozent entspricht – und einen neuen Höchstwert darstellt. Besonders häufig fällt der Unterricht an Förderschulen (14,5 Prozent) und Oberschulen (11,2 Prozent) aus, aber auch an Gymnasien liegt der Wert inzwischen bei 7,4 Prozent. Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Schuljahr 2018/19 lag der Wert im ersten Halbjahr bei 3,9 Prozent. Da es diesbezüglich immer wieder Fragen gibt: Die Unterrichtsausfallstatistik ist schulgenau einsehbar unter https://www.schule.sachsen.de/datenbank-unterrichtsausfall-7943.html.

Es bleibt dabei, was wir bereits im letzten Newsletter betont haben: Es gibt nicht die eine Lösung zur Behebung des Lehrermangels, aber wir werden weiterhin intensiv an wirksamen und spürbaren Entlastungen arbeiten.

  • Redebeitrag meiner Kollegin Dr. Claudia Maicher zum Antrag Drs 7/12667 der Fraktion DIE LINKE „Lehrkräftemangel – Maicher: Es braucht noch bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen“ im Plenum am 16.03.2023

7. Sozialindex: Stand in Sachsen und „Startchancen-Programm“ des Bundes

Im Juli 2021 hat der Landtag den Koalitionsantrag „Kindertageseinrichtungen und Schulen mit besonderen Bedarfen gezielt unterstützen – Sozialindex erarbeiten“ (Drs 7/7097) beschlossen, im September 2022 folgte ein 1.000seitiger Bericht des Kultusministeriums, bei welchen Maßnahmen und Programmen des Freistaates Ressourcen bereits sozialindiziert ausgereicht bzw. gesteuert werden. In einem nächsten Schritt sollen dem Landtag Empfehlungen zur Ausgestaltung eines Sozialindex‘ vorgestellt werden, hierzu erwarten wir im Herbst weitere Informationen.

Mit dem Schuljahr 2023/24 sollen in Sachsen sieben Grund- und Förderschulen zu Familienschulzentren entwickelt werden, davon sieben in Dresden und drei in Leipzig. Ziel ist eine Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule im Sinne einer gelebten Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Auch dienen die Familienschulzentren der Vernetzung im Stadtteil und der Etablierung von Schulen als offenen Orte im Quartier. Wir verfolgen dieses Programm mit großem Interesse, da es vor allem Schulen in herausfordernder Lage in den Blick nimmt. Eine Ausweitung auf weitere Standorte, auch außerhalb der beiden großen Städte, ist geplant. Der Freistaat unterstützt die ersten Familienschulzentren zunächst mit einer Anschub-Förderung, über die weitere Finanzierung wird im Zuge kommender Haushaltsverhandlungen zu entscheiden sein.

Aufmerksam verfolgen wir auch die Verhandlungen über das „Startchancen-Programm“ des Bundes. Neben Fragen zur Finanzierung bleiben aus unserer Sicht der jeweilige Umfang der drei Säulen (Schulhausbau, Chancenbudget, Schulsozialarbeit) sowie der Verteilmechanismus zu diskutieren. Ein Abweichen vom Königsteiner Schlüssel wäre folgerichtig, um tatsächlich auf besondere Bedarfe abzustellen und die Schulen zu erreichen, die erreicht werden sollen. In Abhängigkeit der gewählten Kriterien könnte ein anderer Schlüssel als der Königsteiner aber auch finanzielle Einbußen für Sachsen zur Folge haben. Das Ergebnis dieser Debatten bleibt abzuwarten. Positiv nehmen wir zur Kenntnis, dass der Fokus des Programms auf Grundschulen liegen soll und das von Beginn an die Notwendigkeit einer begleitenden Evaluation mitgedacht wird.

Am 13. November 2023 soll es im GRÜNEN Regionalbüro in Chemnitz (Herrmannstraße 6) eine Veranstaltung zum Thema Sozialindex geben. Weitere Infos dazu finden Sie/findet ihr zu gegebener Zeit auf der Website der Fraktion und auf unseren Social-Media-Kanälen.

8. Rückblick I: Informationsreise des Ausschusses für Schule und Bildung nach Estland

Als Mitglied im Ausschuss für Schule und Sport hatte ich die Gelegenheit, im Mai mit zur Informationsreise nach Tallinn und Tartu (Estland) zu fahren. Die Reise war voller spannender Termine. Wir konnten unter anderem mit Vertreter*innen des Bildungsministeriums, des e-estonia-Briefing Center, der Education Estonia (vergleichbar mit unserem Landesamt für Schule und Bildung) und der Deutsch-Baltischen Handelskammer sprechen. Auch besuchten wir das deutsche Gymnasium Talinn, welches aktuell über 1.000 Schüler*innen und 90 Lehrer*innen zählt. Im Gespräch mit der Leiterin der Germanistik an der Universität Tallinn wurde klar, dass auch Estland Lehrkräfte fehlen. Dafür dürfen die Schüler*innen hier bis zur 9. Klasse zusammen lernen. An der Berufsschule in Tartu informierte uns der Direktor über die vielfältigen Möglichkeiten, in verschiedenen Ausbildungsgängen Theoretisches und Praktisches an derselben Schule zu erlernen.

9. Rückblick II: Podiumsdiskussion „Haltung zeigen!“ am 21. Juni in Chemnitz

Am 21. Juni habe ich in Chemnitz die Podiumsdiskussion „Haltung zeigen! Schule als demokratischen Ort stärken“ moderiert. Meine Podiumsgäste waren: Anna Lanfermann, Bildungsreferentin beim Netzwerk für Demokratie und Courage Sachsen e.V. und Stadträtin in Chemnitz, Marielena Groos, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Interkulturelle Pädagogik an der TU Chemnitz, Hermine Lowke, kommissarische Vorsitzende des Stadtschülerrates Chemnitz, sowie Lena Gerstmayr vom Projekt Interkulturelles Lernen der AG In- und Ausländer. Nach einem Impulsvortrag von Frau Groos mit dem Titel „Schule ohne Rassismus?“ haben wir uns darüber ausgetauscht, wie an Schulen mit rassistischen Vorfällen umgegangen wird und was es braucht, um die Schule als demokratischen Ort zu stärken. Ein ausführlicher Bericht folgt in der Sommerpause und wird wie gewohnt auf der Homepage der Fraktion veröffentlicht.

Im Herbst soll es in Torgau eine weitere Veranstaltung zum Thema demokratische Schulentwicklung geben. Weitere Infos dazu finden Sie/findet ihr zu gegebener Zeit auf der Website der Fraktion und auf unseren Social-Media-Kanälen.

10. Rückblick III: Ausstellungseröffnung „Schulhausbau – Innovative Räume für neues Lernen und Lehren“ am 12. Juni in Leipzig

Am 12. Juni fand die feierliche Eröffnung meiner Ausstellung zum Schulhausbau im GRÜNEN Quartier in Leipzig statt. Die Bürgermeisterin für Schule, Jugend und Demokratie, Vicki Felthaus, wie auch der Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau, Thomas Dienberg, gaben uns Einblicke in ihre aktuelle Arbeit. Viele Gäste, unter ihnen Projektplaner*innen, Schulleiter*innen, Vertreter*innen aus Eltern- und Schülerräten, aber auch Erziehungswissenschaftler*innen und Schulbauvisionär*innen waren dabei und kamen ins Gespräch.

Einen ausführlichen Bericht finden Sie/findet ihr auf meiner Homepage.

11. Rückblick IV: Podiumsdiskussion „Gemeinschaftsschulen für alle!“ am 20. April in Pirna

Am 20. April waren wir mit der inzwischen fünften Veranstaltung dieser Art in Pirna zu Gast. Unter dem Titel „Gemeinschaftsschulen für alle!“ diskutierte ich mit Anne Kolbe, Sprecherin der Elterninitiative der Maria Montessori Schule in Lohmen (Grundschule in Gründung), Nino Haustein, Lehrer an der Universitätsgemeinschaftsschule Dresden, Lilly Härtig, Vorsitzende des Landesschülerrates Sachsen, und Paul Löser, BÜNDNISGRÜNER Stadtrat in Sebnitz und Lehramtsstudent. Einen ausführlichen Bericht finden Sie/findet ihr auf der Homepage der Fraktion.

Im Frühjahr haben wir in der Fraktion ein Poster zur Gemeinschaftsschule entworfen und in den Druck gegeben. Bei Interesse an einem Exemplar melden Sie/meldet euch gern!

Auch parlamentarisch haben wir unmittelbar vor der Sommerpause auf Antrag der Fraktion DIE LINKE über die Gemeinschaftsschule debattiert und Bilanz zur bisherigen Entwicklung gezogen.

  • Meine Rede „Längeres gemeinsames Lernen – Melcher: Es ist an uns, die Schullandschaft weiter zu bestärken und zu ermutigen“ zum Antrag der Fraktion DIE LINKE „Längeres gemeinsames Lernen in Sachsen: Bilanz der Einführung der Gemeinschaftsschule im Freistaat Sachsen jetzt!“ (Drs 7/13709) im Plenum am 05.07.2023

12. Rückblick V: Vor Ort in Chemnitz und Plauen

Am 7. März war ich zu Besuch in Chemnitz. Dabei habe ich, größtenteils gemeinsam mit meiner Kollegin Kathleen Kuhfuß, drei sehr unterschiedliche Bildungsorte in Chemnitz besucht. Zuerst waren wir auf dem Terra Nova Campus. Die Entdeckerschule ist eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung in einem hellen und großzügigen Gebäude, in dem es sogar ein Schwimmbecken gibt. Sowohl die moderne Ausstattung als auch das motivierte Kollegium haben uns begeistert. In der Volkshochschule Chemnitz haben wir uns über die aktuellen Herausforderungen und die Rolle der Volkshochschulen für das lebenslange Lernen ausgetauscht. Zum Abschluss unserer Tour haben wir die Kooperationsschule besucht. Die zweizügige staatlichen Schule ermöglicht ein längeres gemeinsames Lernen. Der Blick über die Stadt ist bezaubernd, das baufällige Gebäude und die Lage am Rand der Stadt eher weniger. Das soll sich ändern, aber wie genau die Zukunft aussehen wird, ist noch nicht sicher. Vielen Dank für die vielfältigen Einblicke und die offenen Gespräche!

Auf Einladung meines Fraktionskollegen Gerhard Liebscher und des BÜNDNISGRÜNEN Kreisverbands Vogtland war ich zwei Tage, am 28. und 29. Juni, im wunderschönen Plauen unterwegs. Zunächst waren drei Vertreter*innen des Kreisschülerrates beim Stammtisch des Kreisverbands dabei. Wir hatten gemeinsam mit den interessierten Mitgliedern einen guten Austausch über Bildungspolitik, bei dem die Themen auch aus Schüler*innen-Sicht authentisch dargestellt und diskutiert werden konnten. Am Vormittag des Folgetags ging es in das Berufsschulzentrum e.o.plauen zu einer angenehmen, offenen Gesprächsrunde mit dem Schulleiter, Lehrer*innen und einer Schülerin aus dem Schülerrat. Dabei ging es um die Probleme Lehrermangel, Unterrichtsausfall und fehlende Schüler*innen in bestimmten Ausbildungszweigen. Zum Abschluss ging es an die Hufeland-Oberschule, wo Gerhard und ich den Schüler*innen einer 9. Klasse Rede und Antwort standen. Ich bedanke mich für die schöne Zeit in Plauen und die Gastfreundschaft. Ich komme gerne wieder!

13. Ausblick: After Work zum Thema Kita in Leipzig und Dresden

Im Herbst möchte ich mit Akteuren aus dem Bereich Kita ins Gespräch kommen. Es gibt viel zu besprechen! Die Kitagesetz-Novelle ist gerade verabschiedet worden, es wird mehr Personal in die Einrichtungen kommen und es wird ein Landesprogramm zur Sprachförderung etabliert – gleichzeitig sind Personalfluktuation und -ausfälle hoch, immer wieder höre ich von Überlastungsanzeigen aus den Kollegien, verkürzten Öffnungszeiten oder der Unmöglichkeit, mit dem bestehenden Personal den vielen Kindern mit besonderen Lern- und Lebenserschwernissen gerecht zu werden. Was haben wir für eine Verbesserung der frühkindlichen Bildung bisher erreicht? Was ist noch zu tun? Was davon hat Priorität? Geplant sind zwei Frühabendveranstaltungen zur After-Work-Zeit (Beginn voraussichtlich 17 oder 17:30 Uhr) in lockerer Atmosphäre, im September in Leipzig (voraussichtlich 14. September) und im November in Dresden (voraussichtlich 21. November). Genauere Infos dazu finden Sie/findet ihr zu gegebener Zeit auf der Website der Fraktion und auf unseren Social-Media-Kanälen. Ich freue mich über Ihr/euer Interesse!